Auch wenn nach der Presseberichterstattung zu den aktuellen Urteilen aus Düsseldorf und Trier der Anschein entstanden ist, alle Tantramassagen seien Prostitution und damit noch verboten, so ist diese Information doch falsch. Zertifizierte Tantramassagen nach den Regularien des Berufsverbandes TMV wurden bereits vor Wochen vom VG Gelsenkirchen den überall wieder erlaubten Wellnessmassagen gleichgestellt. Doch was ist eigentlich der Unterschied, der Gerichte veranlasst, so unterschiedlich zu entscheiden?
„Der Begriff Tantramassage an sich ist nicht geschützt und kann entsprechend auch für erotische Massagen genutzt werden. Deshalb haben wir uns als Berufsverband schon für über 10 Jahren entschlossen, für unsere Art der Massagen eine entsprechende Ausbildung mit Zertifikat und die geschützte Marke Tantramassage TMV® einzuführen“, erläutert der Vorsitzende des Berufsverbandes Olaf Göbel und ergänzt: „Die fünf Hauptunterschiede zu den erotischen Massagen sind deutlich:
- Absichtslosigkeit der Berührungen, die eben nicht hauptsächlich dem Ziel des Lustgewinns dienen, sondern vielmehr dem Erleben des eigenen Körpers. Dies ist für viele Menschen eine völlig neue Erfahrung, die auch in Kontakt mit den eigenen Emotionen führen kann, durch die die massierende Person dann aufmerksam und unterstützend hindurch begleitet.
- Einseitigkeit der Berührung, das heißt im Klartext, dass die massierende Person die empfangende Person berührt, aber selbst nicht berührt werden darf.
- Gleichmäßige Einbeziehung des gesamten Körpers, was bedeutet, dass im Idealfall jede Stelle des Körpers der massierten Person die gleiche Aufmerksamkeit erhält und der Fokus eben nicht auf eine einseitige Stimulierung der Genitalregion ausgerichtet ist.
- Die Berührungen finden bei geschlossenen Augen statt, so dass es, anders als bei erotischen Massagen, nicht um optische Reize geht, sondern allein um die Qualität der Berührung.
- Dauer und klar gegliederter Ablauf, das heißt, eine zertifizierte Tantramassage TMV® dauert durchschnittlich etwa 2 h und erfolgt von der Begrüßung bis zur Beendigung einem durch die massierende Person erlernten Ritual.“
Ergänzend soll nicht unerwähnt bleiben, dass eine zertifizierte Tantramassage immer ein Vor- und ein Nachgespräch beinhaltet. Dabei geht es darum, dem Empfangenden vor der Massage einen sicheren Raum für alle seine emotionalen und körperlichen Reaktionen aufzubauen und im Anschluss gemeinsam die erlebten Berührungen zu reflektieren.
Wer dann weiter einsteigen möchte in diese besondere Form der ganzheitlichen Berührung, respektvollen Nähe und Achtsamkeit, kann dieses über Seminare und Workshops vertiefen. Sogar eine berufliche Qualifikation ist möglich.
Die Ausbildung, um zertifizierte Tantramassage nach den Regeln des Berufsverbandes TMV® anbieten zu können, dauert ein bis zwei Jahre. Sie besteht aus verschiedenen Präsenzmodulen, in der sowohl die Techniken der Massage, wie auch anatomische und physiologische Grundlagen vermittelt werden, einer festgelegten Anzahl an Übungs- und Überprüfungsmassagen, sowie einer theoretischen und einer praktischen Prüfung. Eine, auf dieser Ausbildung basierende Tantramassage, ist mehr als nur Entspannung. Sie kann förderlich für die Erhaltung der Gesundheit von Körper, Geist und Seele sein, da durch die achtsame Berührung unter anderem auch körperliche und emotionale Blockaden in Bewegung gebracht werden können.
„Gerade in der heutigen Coronazeit vermissen viele Menschen körperliche Berührung. Das grundsätzliche Fehlen kann dabei sogar krank machen. Unser Berufsverband ist sich dem genauso bewusst, wie seiner Verantwortung für die Gesundheit der Massierenden und Massierten. Deshalb gibt es vom Verband ein klares Hygienekonzept: Es wird nur mit Mund-Nase-Schutz massiert und das Gesicht ist der Bereich des Körpers, der im Moment leider – entgegen unserer grundlegenden Prinzipien – keine Aufmerksamkeit erhält. Unsere Mitglieder sind hier professionell und setzen das sowohl in den Praxen wie auch bei der Ausbildung konsequent um“, macht der Pressesprecher Lars Schmidt deutlich. Ihn ärgert bei den laufenden Diskussionen auch im Zusammenhang mit dem ProstSchG folgendes: „Bei aller Sympathie für unseren Föderalismus, ist es schon eine Qual, die Uneinheitlichkeit der Bundesländer und sogar der einzelnen Städte und Kreise zu sehen. Das Virus macht da keinen Unterschied. Und es reagiert auch nicht anders, ob ein Zusammentreffen zweier fremder Menschen mit oder ohne Honorar erfolgt. Es gibt keinen empirischen Beleg dafür, dass zertifizierte oder auch nicht zertifizierte Tantramassagen in irgendeiner Form das Infektionsrisiko im Vergleich zu anderen längeren Kontakten oder z.B. Wellnessmassagen erhöhen. Es kann aus meiner Sicht nicht sein, dass einzelne Bundesländer oder Gerichte Aspekte einer überholten Moralpolitik mit in Coronaverordnungen und Urteile einbeziehen. Unterschiede der Risikoeinschätzung zwischen verschiedenen Tätigkeiten oder Situationen mit länger andauerndem Körperkontakt, sind bisher weder wissenschaftlich belegt, noch aus theoretischen Annahmen heraus her zu leiten. Einzelnen Berufsgruppen dabei zu unterstellen, sie hielten sich weniger an die Hygienekonzepte als andere, sind Vorurteile und Unterstellungen. Unser Verband hat sowohl für die Massage, wie auch für die Seminare, eindeutige Hygienekonzepte erarbeitet und unsere Mitglieder setzen diese konsequent um. Dabei ist auch die Nachverfolgung der Kontakte jederzeit gewährleistet. Die Gesundheit der Massierenden und der Massierten hat für uns oberste Priorität. Und genau dafür tritt unser Berufsverband ein. Vor Corona, während Corona und selbstverständlich auch danach, denn körperliche und sexuelle Gesundheit und Nähe gehören unverrückbar zu einem würdevollen und erfüllten Leben.“
Besonders zu erwähnenist hier, dass derTMV® bisher alle Prozesse im Zusammenhang mit pandemiebedingten Schließungen gewonnen hat. Die Mitglieder stehen bereit, den Menschen auch in dieser schweren Zeit ein kleines Stück Ruhe und emotionale Sicherheit zu geben. Eine Übersicht der Anbieter zertifizierter Tantramassagen ist auf hier zu finden.
Bild: Antonia Vilos